Ein Traum von Gemeinde (Oßling)

Ein Traum von Gemeinde (Oßling)

Apg 4, 32-37                                                            1. Sonntag nach Trinitatis – Elstra/Oßling, am 14.06.2020

„Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte. Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes – , ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.“

Liebe Gemeinde! Was für ein Traum. So schön. Man möchte gar nicht mehr aufwachen. Ein Traum von einer Gemeinde. Schaut mit mir in die Vergangenheit: sie waren „ein Herz und eine Seele“, „nicht einer pochte auf seinen Besitz, sondern es war ihnen alles gemeinsam“, die Predigt von der Auferstehung Jesu geschah mit großer Kraft, große Gnade war unter ihnen. Wir schauen auf Menschen, die Geschichte geschrieben haben,  Christen einer alten Zeit: sehen Einheit, Gütergemeinschaft, Glaubenskraft. Wir hören von ihnen. Und sogleich klopft der Konjunktiv an: müsste, sollte, könnte, wäre. Verbunden mit dem Seufzer „Ach!“ Ach, wenn es nur auch bei uns so wäre. Neben den Konjunktiv und dem „Ach“ stellen sich jetzt Befürchtungen: ich mag mir gar nicht vorstellen, was, wenn es heute passierte – alles teilen, alles gemeinsam. Und dann folgt die innere Entscheidung: Nein, nicht mit mir. Geht nicht, klappt nicht, will ich nicht. Besitzstandswahrung. Aber noch ist die Predigt nicht beim Amen. Wir blicken weiter auf dieses Bibelwort. Es ist voller Leidenschaft, ich sehe leidenschaftliche Menschen. Und das Wort ist anstößig, im doppelten Wortsinn. Es gefällt uns und es gefällt uns nicht. Es stößt ab und an. Gibt langersehnte und gefürchtete Anstöße. Uns wird vor Augen geführt: es hat heilende, herausfordernde und einschneidende Folgen, wer sein Leben auf Jesus baut, alles auf die eine Karte „Auferstehung“ setzt. Dem wird wichtig, was im Himmel zählt. Auferstehungsglaube krempelt die Gegenwart um, öffnet die Zukunft. Das Leben lebt, endlich. – Was tun wir in diesem Moment? Na, wir schauen auf Christen, blicken in die Vergangenheit. Machen gleichsam einen Rückblick aus der Zukunft der Damaligen. Vor uns eine kleine Gemeinde, die sagt: Nur Jesus, der Auferstandene. Was er gebietet, tun wir. Sie teilen, was im Himmel Bedeutung hat: Glaube, Gottes Wort, Gebet, Güter und Gemeinschaft. Also, ich bin beeindruckt. Auch, was diese wenigen bewirkten, bis heute. Zuerst wird mir klar: Es kommt nicht auf die Menge an. Entscheidend ist die Prägekraft. Nicht: wir müssen mehr werden. Sondern: relevanter. Die Prägekraft dieser kleinen Jesusgemeinde ging tief: 300 Jahre später war das riesige, mächtige römische Imperium christlich. Missionarische Prägewucht. Dieser Fakt steht im Raum, wenn wir darüber nachdenken, was aus Kirche werden soll. Gut, wir haben die Christen von damals angeschaut. Jetzt lassen wir uns anschauen. Und zwar von den Menschen in unserer Zukunft. Was werden unsere Nachfahren über uns denken? Was werden unsere Urenkel sagen, wer wir waren? Sie werden auf unsere Zeit, unser Leben schauen und feststellen: Es war eine Zeit des „Zuviel“. Die Menschen damals hatten zu viel: sie aßen und tranken zu viel, jammerten zu viel, verbrauchten zu viel und lebten in Strukturen, wo sie zu viel zugleich machten. Es waren Menschen des „Zuviel“, denen alles zu viel wurde. Soweit die Analyse unserer Urenkel. Und nun? Bleiben wir noch bei unserer Zukunft. Welche Vorstellung, Vision hast du von deiner Zukunft? Welche Vision haben wir als Gemeinde? Worauf setzen, hoffen wir? Drum prüfe: Wenn deine Hoffnungen am Tod zerschellen, dann sind es keine, die tragen und wahrhaft halten. Setzt du deine Hoffnung für die Zukunft auf –Gesundheit, Glück, Wohlergehen, Wohlstand? Dann hast du nur zeitliche Hoffnungen. Sie zerschellen am Tod wie ein Schiff in den Klippen. Wer nur auf Irdisches baut, wird nie Frieden finden. Er wird sich verlieren. Denn er sucht den Frieden in mehr: mehr Gesundheit, mehr Glück, schöner Wohnen, mehr Spaß … und alles wird zu viel. Auf diesem Weg gibt es keine Zukunft. Deshalb, wegen unserer Zukunft, hat unser Predigtwort Relevanz für uns. Denn unsere Zukunft liegt bei Jesus. Sonst gibt es keine. Ohne Jesus Tod und Verdammnis. Mit Jesus Auferstehung, Himmel und ewiges Leben. Dieses Licht, diese helle Klarheit kam damals in die ängstlichen Herzen, als es Pfingsten wurde. Gottes Heiliger Geist erfüllte die Herzen der Gläubigen. Sie lebten und glaubten durch die Kraft des Heiligen Geistes, nicht aus eigenem guten Vorsatz. Wir brauchen Gottes Geist. Nicht kluge Pläne und Strukturreformen. Gottes Geist führt aus dem Stillstand in die Zukunft. In der ersten Gemeinde öffnete sich die Zukunft, weil sie gemeinsam ihr Leben auf Jesus bauten. Sie vertrauten auf das Kreuz Jesu, die Vergebung ihrer Sünden, sie lebten dafür, das Ziel, das ewige Leben zu erreichen. Für sie war klar: Alle Dinge hier, auch Glücksumstände oder Unglück sind nur Reiseerfahrungen, aber doch nicht das Ziel. Das Motto damals hieß: Hingabe jetzt! Jetzt, war ihre Losung. Jetzt fängt es an. Liebe Jetzt, teilen jetzt, beten jetzt, denn Jesus ist jetzt da, gegenwärtig, hier unter uns. Da wurde nicht überlegt, abgewogen und gezählt, sondern losgelegt. Aus der Habe wurde Hingabe. Aus Besitz Gemeinschaft. Kein meine, sondern unser, denn Jesus ist auferstanden. Er ist der Sieger über den mächtigsten Feind des Lebens, den Tod. In Jesus werden wir ewig leben. Jesus sorgt. Und niemand fürchtete sich zu kurz zu kommen. Ich lese: „Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte.“ Es gab also kein „Zuwenig“ und kein „Zuviel“. Wir nennen es Balance. Im Teilen wurden sie frei vom Mammon, frei füreinander. Diese innere Freiheit von den Dingen setzte eine große Kraft für den Auftrag frei: „Mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn.“ – Ich hatte mit uns bedacht, wie uns die Zukünftigen, unsere Urenkel sehen. So ein Blick in die Zeit vor uns kann hilfreich sein. Entscheidend aber für unser Leben ist der Blick auf den, der Zukunft und Zeit in den Händen hat, und alle Macht: Jesus Christus. Weniger, was einmal die Urenkel sagen, sondern was Jesus im Gericht sagen wird. Uns bleibt noch eine kleine Zeit, Tage, Wochen, ein paar Jahre. Aber unser Stündlein kommt. Haben wir uns nur um unsere Angelegenheiten gekümmert oder um Jesus und das Himmelreich? Wenn du das kommende Gericht ernst nimmst, dann liegt jetzt eine Frage auf dem Tisch: Was, um himmelswillen, um unsretwillen, sollen wir tun? Um den heiligen Geist bitten. Umkehren. Im Herzen Buße tun, damit Jesus regieren kann. Jesus höher stellen als die eigenen Wünsche und Ängste. Und beginnen, den zehnten Teil der Zeit und des Geldes für Gottes Reich einzusetzen. Also, was ist dir Jesus wert? Was er für dich am Kreuz tat, und was er dir einst schenkt. Was ist dir Jesus wert? Amen.